#30 Michael Fritz - Der privilegierte Trottel

Shownotes

In dieser Ausgabe des Goodcast freuen wir uns, Michael Fritz, Mitgründer von Viva con Agua, begrüßen zu dürfen. Viva con Agua ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Ziel es ist, jedem Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Micha hat den Verein im Jahr 2006 mit seinem Kumpel und ehemaligen Fußballprofi Benjamin Adrion gegründet. Dies ist laut Micha schon ein entscheidender Glücksgriff bei der Gründung, denn nur so war es möglich, ein Netzwerk aus vielen Künstler*innen aufzubauen, die Viva con Agua supporten. Dabei betont Micha aber auch immer wieder, dass er viel Glück hatte. Er ist in einer bürgerlichen Familie aufgewachsen, wodurch er das Risiko einen gemeinnützigen Verein zu gründen erst eingehen konnte. Als der Entschluss gefasst wurde Viva con Agua zu gründen, spielte jedoch noch mehr Glück mit rein, nämlich wie Micha und Benjamin zu ihrer wichtigsten Einnahmequelle gekommen sind. Ebenso wichtig war Folkert Koopmanns, der Veranstalter des Hurricane und Southside Festivals. Dieser ermöglichte Viva con Agua Zugang zu hunderten Bands, welchen sie die Idee von sauberem Trinkwasser für alle Menschen ans Herz legen konnte. Der Podcast behandelt nicht nur die Erfolge von Viva con Agua, Micha gibt uns auch Einblicke in gescheiterte Projekte und seine Tiefpunkte.

https://www.linkedin.com/in/michaelfritz-vivaconagua/?originalSubdomain=de

https://www.swr.de/heimat/stuttgart/viva-con-agua-104.html

https://www.instagram.com/michafritz/?hl=de

https://www.michafritz.com/

https://www.buddymag.de/post/interview-micha-fritz-von-viva-con-agua-%C3%BCber-die-entstehung-und-pl%C3%A4ne-der-trinkwasser-initiative

https://www.vivaconagua.org/presse-informationen-und-kontakt/

https://www.millerntorgallery.org/was-ist-die-mtg

Song: https://youtu.be/3SdKODqdNZw


Eine Produktion von MAKIKO* für die Viva Equality gemeinnützige UG

Gastgeber: Julius Bertram

Redaktion: Jeanna Lee Miller; Jamie Tom Seeliger

Mitarbeit: Martin Gertz

Produktion: MAKIKO*

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Michael Fritz - geschnitten.wav

Michael Fritz: Je diverser du bist, umso weniger Fehler wirst du machen. Und wir sind noch viel zu, undivers nur, wir sind diverser wie dann vielleicht eben eine, eine Gründung von einer großen NGO, und ganz viele Firmen da draußen müssten sagen, ganz ehrlich, wenn du unser Produkt nicht kaufst, das wäre das nachhaltige, und nicht irgendein Green Marketing draufpacken und so tun, als wäre es nachhaltig. Das Produkt, in erster Linie, die meisten Produkte, die du kaufst sind, sind nicht nachhaltig, sondern wenn du sie nicht kaufen würdest. Das wäre nachhaltig.

Intro/Outro: Goodcast, der Podcast der Wirkt. Präsentiert von Viva Equality.

Julius Bertram: Halli, Hallo, Hallöle! Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Goodcast. Mein Name ist Julius Bertram, und mein heutiger Gast ist Michael Fritz. Micha, das Interview ist ein bisschen spannend, zustande gekommen. Wir haben das Interview lange geplant. Wir wollten es eigentlich viel, viel früher machen, und dann konnte ich leider nicht, weil er zum Glück wahrscheinlich nicht, weil die Millerntor Gallery, Achtung direkt mal googeln, die Millerntor Gallery anstand und er einfach voll ausgebucht war. Also haben wir den Termin gemacht, und ich fahre so auf Hamburg zu, und ja, ich war mit dem Auto unterwegs, das wird gleich noch Thema werden, aktualisiere einmal die Mails, und während ich an dem Ortsschild vorbeifahre, kriege ich eine Nachricht aus seinem Team. Du, Micha muss leider sagen, sorry, und dann hat es aber trotzdem stattgefunden, und das finde ich Mega Geil! Danke nochmal Micha. Wir haben am Ende das Interview bei ihm zu Hause durchgeführt, während seine Kinder drumherum gekreist sind. Das wird Thema werden. Ein superspannendes Interview! Also. Um das jetzt nochmal zu teasern Micha macht Viva con Agua, Micha macht den Goldeimer, Micha macht die Millerntro Gallery, die bauen gerade ein Hotel. Sie verkaufen insgesamt 40 Millionen Flaschen Wasser jedes Jahr, und trotzdem sagt er, wir sind überhaupt gar nicht nachhaltig. Das Ganze machen sie, um Brunnen zu bohren. Am Ende des Tages soll Geld rumkommen, soll Geld eingesammelt werden, um Brunnen zu bohren. Because Water is a human right. Richtig geiles Interview! Ich wünsche euch, ich wünsche dir ganz viel Spaß! Denk dran haben, da abonniert den Kanal, erzähl deinen Freunden davon, jetzt geht's los! Schön, dass ich da sein darf. Ihr habt mehrere Entitäten, ihr habt mehrere Firmen, ihr habt eine Stiftung, ihr seid in mehreren Ländern aktiv, ihr macht scheiße Klopapier, ihr macht Wasser. Du sagst selber, ihr seid gar nicht nachhaltig. Da können wir gleich direkt einsteigen.

Michael Fritz: Ähm, es wird halt nicht differenziert betrachtet, und es ist in einer, in der Welt, in der wir jetzt leben, wenn du es dann so plakativ sagst, ihr seid nachhaltig, ja und nein, eben je nachdem, wie du es betrachtet, ökologisch nachhaltig wäre, wenn ihr Leitungswasser da draußen trinkt und nicht unser Wasser kauft, und das ist zum Beispiel Ehrlichkeit, wenn ich Grundpfeiler an Nachhaltigkeit, und ganz viele Firmen da draußen müssten sagen, ganz ehrlich, wenn du unser Produkt nicht kaufst, das wäre das nachhaltigste, und nicht irgendein Green Marketing drauf packen und so tun, als wäre das nachhaltig. Das Produkt, in erster Linie die meisten Produkte, die du kaufst, sind, sind nicht nachhaltig, sondern wenn du sie nicht kaufen würdest, das wäre nachhaltig.

Julius Bertram: Ja, ich sehe ein bisschen Kapitalismuskritik raus.

Michael Fritz: Kapitalismus die Scheiße, die uns dahin gebracht hat, wo wir jetzt sind, egal ob das am Ende Kriege sind, aus meiner Sicht auch weil follow the money, denn wer profitiert an Kriegen? Und es soll jetzt auch gar nicht verschwörungstheoretisch sein, sondern einfach, wenn nimm mal Geld raus, dann gibt es ganz viele Kriege, vielleicht gar nicht mehr. Also ökologisch müssen wir, glaube ich, nicht drüber reden, dass natürlich dieses höher, schneller, weiter uns genau dorthin bringt, und es geht auch gar nicht, weil damit Kapitalismuskritik wird immer in so eine Ecke gepackt und so. Ich glaube, diese Ecken sind falsch, links, rechts, dies, das, genau das ist wahrscheinlich was auch, womit ich mich gerade sehr beschäftigt, wieso die AFD so ein Aufwind hat, weil halt ganz viel in links rein projiziert wird und ganz viel in rechts rein projiziert wird und es gar keine Nuancen mehr geben darf. Und der eine darf, die Linke Bubble, darf keine konservativen Ansichten haben. Konservare ist eines der wenigen Worte, wo ich aus meinem musste Latinum machen, um Geschichte studieren zu können, noch weil es Konservare heißt: bewahren, Werte bewahren. Das ist erst mal nichts Schlechtes also, und es wird halt in eine CSU Ecke gepackt, und da ist dann sehr viel schlechtes, ist aber auch nicht alles schlecht und so, und es gibt bestimmt ein paar CSU Politiker*innen, die vielleicht gar nicht so scheiße sind.

Julius Bertram: Aber die fällt keine*r ein.

Michael Fritz: Neee

Julius Bertram: Merkste? Ich habe dich richtig reinlaufen lassen.

Michael Fritz: Dass das trotzdem will ich eine Lanze brechen, einfach so. Ich glaube, wir brauchen wieder mehr da, irgendwie Fingerspitzengefühl, so dieses schnelle Urteilen, schnell. Das hat uns auch in den Medien dazu gebracht, dass wir eher hysterisch reagieren, und nicht mehr. Es ist alles so schnell geworden, dass ich erwartet man auch von Leuten, wie auch von mir. Manche Leute haben mich gefragt, was ich zu Israel und Palästina halte, gar nichts. Ich verstehe den Konflikt nicht. Also ich finde es scheiße, wenn Menschen umgebracht werden, erstmal, egal, welche Nation, welche Religion what ever. Aber und wenn Kinder, dann finde ich es 50 mal so scheiße, weil natürlich das Herz eines Vaters blutet, so und natürlich man denkt, Fuck alter, wie geil wachsen meine Kinder auf, die können gerade Grinch gucken, völlig, dass das schlimmste, was ihnen heute passiert, irgend so ein Typ kommt nach Hause und nimmt einen Podcast mit ihrem Vater auf, und wir müssen Grinch gucken. Das ist wirklich das absolut schlimmste, was meinen Kindern heute passiert, und andere Kinder, so. Jeder hat die Bilder gesehen und die Videos oder fast jede, und das ist an Brutalität natürlich nicht zu überbieten. Und trotzdem werden dann, weißt du, wenn dann Leute wie wir nach unserer Meinung gefragt werden, dann da sollten Menschen dazu was sagen, die den Konflikt verstanden haben, wirklich in der kompletten Geschichtsträchtigkeit, die Völkerrecht verstehen, und nicht irgendwelche dahergelaufenen Leute, die auf social media irgendwas machen oder aus Zufall und Aktivismus und so, Viva con Agua gegründet haben.

Julius Bertram: Machst du das aus Zufall?

Michael Fritz: Das, was ich mache, ich glaube nicht, dass ich das aus Zufall mache, weil ich glaube sehr an Quantenphysik, ohne sie verstanden zu haben. Und damals, 2005, war eine besondere Zeit, Benny ist ein besonderer Mensch.

Julius Bertram: Dein Mitgründer?

Michael Fritz: Ja also vor allem der Typ, der die Idee dazu hatte. Also ich bin eher sein Mitgründer als andersrum, der bei sehr besonderen Vereinen, nämlich dem FC St. Pauli Fußball gespielt hat, und wir waren auch damals schon maximal privilegiert, heute vielleicht ein bisschen reflektierter und hatten dadurch die Möglichkeiten, uns überhaupt zu engagieren. Und damals war eben auch ein anderer. Damals gab es noch keine so jungen Organismen wie Viva con Agua, extention Rebellion, letzte Generation, Fridays For Future, all diese Bewegungen sind eigentlich nach Viva con Agua auch entstanden, und auch dieser hedonistische Ansatz, ich kann Spaß haben und mit Freude etwas Gutes tun gab es nicht und so weiter, und deswegen kam da sehr viel zusammen, und deswegen glaube ich nicht an Zufall, und ich weiß, dass es sehr viel Arbeit war, und trotzdem hatten wir sehr viel Glück. Diese Gen-Lotterie habe ich mir nicht erarbeitet, sondern da bin ich einfach im Schwabenländle geboren, ins Bildungsbürgertum. Jackpot, so also versichern, für ganz viele Menschen, ist das Schwäbische vielleicht auch nicht der klassische Jackpot, aber im Sinne von Menschenrechte, Zugang zu allen Dingen, die du zum Leben brauchst, in der Grundversorgung Jackpot. So gibt's sicherlich noch ein paar andere Orte auf dem Planeten, die ähnlich gut sind, aber gar nicht so viele. Und trotzdem, das möchte ich halt nur sagen, ist, weil das viele Leute nicht checken, auch in dieser ganzen linken Bubble, dies, das Gründen hypen und so weiter. Da steckt halt einfach scheiß viel Arbeit drin, und du musst damit ein Ed Sheeran klappt. Zum Beispiel nur um so ein name dropping Bullshit zu machen und so, aber musst du dir die Position erarbeitet haben mit dem Türöffner, in dem Fall Folkert koopmanns so cool zu sein.

Jullius Bertram: Wer ist das?

Michael Fritz: Das ist der Festival Veranstalter von Hurricane, Southside, der uns damals das Geld gegeben hat für die Wasser GmbH, privat 200000 €, der uns den Zugang zu Foofighters und Hunderten Bands organisiert hat, und mit dem musst du cool sein und ehrlich sein und liebevoll sein, dass er dir die Tür zu seinem wichtigsten Musiker zu dem Zeitpunkt öffnet, und so, und das sind Dinge, die du dir auch erarbeiten musst. Und trotzdem ist dieses Erarbeiten auf einem sehr so, weil ganz viel habe ich mir nicht erarbeitet, sondern es so ein Bildungsbürgertum und mein rich kid und so weiter, das habe ich mir alles nicht erarbeitet, und dann kommt Arbeit. Nur trotzdem muss man auch diese Arbeit in Relation setzen zur Arbeit, wenn du halt nicht auf dem Level anfangen kannst, weißt du und so, und das hat dann schon was mit Zeitgeist oder mit Quantenphysik, dass da ganz viele Sachen zusammenkommen, weil hätten wir jetzt alle eine klassische Migrationsgeschichte, sehr dünnes Eis, und ich habe warme Socken an, dann wäre es uns vielleicht nicht so einfach möglich gewesen, sechs Jahre ehrenamtlich Viva con Agua aufzubauen, und weil wir halt einfach finanziell vielleicht nicht so abgesichert gewesen wären oder so dieses Urvertrauen. Wenn du einfach, du kommst aus der Arbeiterschicht, dann hast du andere psychologischen Background, dir das zu erarbeiten, als wenn dir das noch nie an irgendwas gefehlt hat.

Julius Bertram: Mhm, was glaubst du, warum der Folkert das gemacht hat?

Michael Fritz: Lange Rede, kurzer Sinn, hat er es gemacht, weil er uns vertraut und weil er weiß, dass das einfach soziales Engagement für ihn ist und dass Ed Sheeran eine krasse Strahlkraft hat, auch für das Projekt?

Intro/Outro: Ein kleiner Hinweis in eigener Sache, der Goodcast wird von uns mit viel Liebe für dich produziert. Bitte gib uns ein bisschen Liebe zurück und vergiss nicht, den Podcast zu abonnieren und zu bewerten. Auch über Kommentare freuen wir uns.

Julius Bertram: Du hast viele Menschen überzeugt, euch zu unterstützen. Du hast eben schon mit dem name dropping angefangen, du hast du gesagt, aber wir sind auch noch andere mit dabei. Da ist Gentleman ist mit dabei, die Ärzte mit dabei. Also ich, ich will die Liste gar nicht runter rattern. Wie kriegst du diese Menschen dazu, euch zu unterstützen?

Michael Fritz: Äh, also, erstens bin ich nicht alleine. Zweitens ist es, sie unterstützen nicht uns, sondern sie unterstützen sauberes Trinkwasser, so das ist, das klingt jetzt so lapidar. Nur, es ist halt einfach ein Riesenunterschied. Das fängt schon mit diesem, also mit der Kampagne, Water is a human right, dass Viva con Agua da nicht drauf stattfindet, auf dem Plakat, also auf dem Schild, sondern nur water is a human right. Damit kannst du dich identifizieren. Jeder engagiert sich für Wasser, weil jeder weiß, ohne Wasser bin ich weg. Zwei Tage, tschau weiß, jeder Mensch auf diesem ganzen Planeten so!

Julius Bertram: Aber spannend, ihr habt 15000 Freiwillige. Stimmt die Zahl noch, oder sind es mehr?

Michael Fritz: Ja, also, das ist ja die Frage, was, was die Definition davon ist.

Julius Bertram: Menschen, die euch unterstützen, freiwillig.

Michael Fritz: Viel mehr.

Julius Bertram: Viel mehr?

Michael Fritz: Genau diese Zahl, die da kursiert, ist quasi eine Datenbank, die erst bei uns pool.vivaconagua.org, wo man sich anmelden kann, wo man ehrenamtlich sich engagieren kann. Auf Festivals gehen kann, auf die Clueso Tour oder Konzert in deiner Stadt oder Aktionen machen kann, von Viva con Agua Greifswald bis blablabla. Das ist rein theoretisch eine Engagementmöglichkeit zwischen lass es mal 18 bis 34.

Julius Bertram: Aber ich muss ganz kurz einstellen. Also man muss das, weil sonst ist das, glaube ich, manchen nicht klar, die das vielleicht doch nicht wissen. Also, es funktioniert so. Ein Künstler steht auf der Bühne und sagt: Ey, ihr wollt Viva con Agua unterstützen, schmeißt eure Becher hoch, darüber reden wir.

Michael Fritz: Und dann muss ich sie gar nicht einsammeln, sondern fliegen sie auf die Becher, sondern im Normalfall ist eher so, dass wir halt mit einer klassischen Mülltonne, die ein bisschen angemalt ist und eine Viva con Agua Fahne rumlaufen und die Leute den Becher dann spenden, nachdem die Musikerin auf der Bühne das kommuniziert hat im besten Fall und der Euro Pfand, ist dann quasi Spende für sauberes Trinkwasser, was in Uganda, Äthiopien und so, und so sammeln wir 1 Million Pfandbecher.

Julius Bertram: Ist das eine Idee, die im Suff entstanden ist?

Michael Fritz: Nein.

Julius Bertram: Ich frage, weil es ist so naheliegend?

Michael Fritz: Nein, das nicht.

Julius Bertram: Wie seid ihr darauf gekommen?

Michael Fritz: Das ist Moritz Meier, der damals das Festival in Lüneburg organisiert hat, ein selbstorganisiertes Studenten Festival Lunatic, und der wollte damals ein Euro vom Eintritt an Viva con Agua spenden. Dann hat die Stiftung, die ich liebe diese Stiftung. Ich weiß nicht mal, wie ihr heißt, aber ich liebe euch dafür, dass ihr nein gesagt habe, weil die Stiftung hat das Festival unterstützt, und die hat gesagt, nee, wollen wir nicht, weil sonst könnten wir ja gleich Viva con Agua spenden. Und dann hat er sich überlegt hat: Okay, wie kann ich jetzt den Euro, ah der Pfand ist ja ein Euro, dann sollen die einfach Pfandbecher sammeln. Und daraus ist für uns die mit Abstand wichtigste, ohne die du nicht denken kannst, weil das war 2007, und ohne die Festivalls wären wir überhaupt nicht in diese ganze Popkultur, in die ganze Musikwelt reingekommen und so die ganzen Kontakte zu den Musiker*innen etc., die Art und Weise, wie wir arbeiten, dieses vermeintliche Rockstar NGO Attitüde oder so, die du uns irgendwie zuschreiben kannst, und vor allem auch diese ganzen Ehrenamtlichen, never ever das ist die Saat von Viva con Agua ist.

Julius Bertram: Wie pflegst du das, wie kultivierst du das? Also, die Frage ist ein bisschen ungünstig formuliert. Ich weiß noch nicht, wie es besser geht. Ihr habt ja ein bestimmtes Image, das ihr mitbringt, und das ist eins, von dem, glaube ich, ganz viele Ngo‘s, die nicht träumen. Aber es ist schon, wie ihr das macht. Es sind halt super viele Leute, die sich engagieren, super viele Stars, die dabei sind, und trotzdem ist das ja, was. Das spürt man, wenn du redest, was aus euch rauskommt. Wie überträgst du das? Wie kultivierst du das? Wie trägst du das zu den anderen Leuten?

Michael Fritz: Ich glaube, letztendlich hat es viel mit Authentizität zu tun. Viele NGO‘s sind nicht so gegründet worden wie wir, ohne Plan und verstand zum Beispiel unsere Partner, Welthungerhilfe, nur Liebe dafür! Die wurden sehr strategisch als Seetup mit dem Bundespräsidenten, glaube ich, gegründet. Das heißt, es ist sehr präsidial, es ist sehr top notch. Wir sind von irgendwelchen Trotteln, die ich hatte nicht mal eine E-Mail-Adresse, als wir Viva con Agua gegründet haben. Wir hatten keinen Plan. Das ist auch, wenn wir rich kids waren, dann ist es so eher crossroads movement, dann ist es eine ganz andere, so dass genauso wie Fridays For Future immer noch sich findet und klärt, wie Entscheidungsprozesse ablaufen, wie das und das und so weiter, weil es halt ganz anders gegründet, als wenn du WWF, die ich nicht ansatzweise so feiern würde wie Fridays For Future, weil es aus der Wirtschaft gegründet wurde als Siegel etc., das heißt, das ist schon in der DNA so mit drin, und jetzt klar das Kultivieren. Ich glaube, da real talk, immer ehrlich zu sich selber zu sein. Es ist nicht einfach, und das sind wir auch nicht immer, aber wir sind es vielleicht ein bisschen mehr. Wir hinterfragen vielleicht ein paar Sachen mehr oder gehen mit Feedback anders um. Die ganze Charity Welt ist auch voll von Scheiße, so genauso wie jedes andere Business auch. Es ist ein entscheidender Punkt in dieser Entwicklungszusammenarbeitsgeschichte ist, dass das Business Strukturen hat. Es ist für NGO‘s auch ein Business. Es gibt Zahlen, die erreicht werden sollen. Es sind Mitarbeiter*innen, es gibt eine Personalabteilung, es gibt ähnliche Muster, wie es auch in der Business Welt gibt, in der NGO Welt, und natürlich werden auch deswegen Business Entscheidungen getroffen, und das nicht zu hinterfragen und zu sagen, warum ist jetzt auf diesem Flyer ein kleines schwarzes Kind alles in Anführungszeichen, mit fliegen in den Augen drin, weil es Mitleid erregt und weil es was anderes ist, als wenn das Kind von unten fotografiert ist und empowert wird und eher keine Fliegen und et cetera, dann wird ein anderes Afrika Bild. Also, so ein schwarzes Kind, alles noch in Anführungszeichen so, das ist alles Bildsprache, und wie kommuniziere ich diese Person, um die es geht, die in Anführungszeichen betroffen ist. Ja, was bedeutet das eigentlich? Wie wird der afrikanische Kontinent dargestellt? Das komplette? Da gehen Ebenen auf, die komplette Bildsprache, wahrscheinlich darüber könnten wir drei Podcasts machen, wie die Bildsprache der Charity Welt ist, so und wie ich das zeige, und ob ich das mit Demut zeige, ob ich das in Würde für die Menschen zeige, ob ich die Menschen sich selber zeigen lass, who am I, dass ich entscheide, wie die gezeigt werden. Warum entscheide ich, welches Kind oder ob ein Kind oder ein Mann oder eine Frau oder what ever, gender fluid auf den Flyer kommt. Und da, glaube ich, sind wir nur offener für Kritik und Feedback, und dadurch, dass wir sehr in dieser Kunstmusik und Kulturwelt arbeiten, ist Feedback viel fluider, weil du viel mehr gechallenged wirst, auch so einer meiner Lieblingskünstler Nils Kass. Das ist einer der geilsten und anstrengendsten Menschen. Der gibt mir fünfmal am Tag quasi ungefragt Feedback, und davon nähren wir, weil dadurch machen wir nicht ganz so viele Fehler. Je diverser du bist, umso weniger Fehler wirst du machen, und wir sind noch viel zu undivers nur, wir sind diverser wie dann vielleicht eben eine Gründung von einer großen NGO, die so und so, und ich glaube, diese Diversität sich immer wieder reinziehen und auch selbst zu hinterfragen. Warum rede ich jetzt in dem Podcast, und warum hast du nicht irgendwie jemand anders von Viva con Agua gefragt? Warum sitze jetzt ich hier und nicht die Person aus Uganda, what ever. Podcast auf deutsch, Blabla, Reichweite, dies das und so weiter. Aber all diese Fragen muss man sich offen und ehrlich stellen, und wenn man das nicht macht, dann führt man einfach den Scheiß fort, der schon Jahrzehnte lang passiert, und verändert nicht die Spielregeln so ein bisschen.

Julius Bertram: Du hast das Beispiel mit dem blähbäuchigem Kind in einem anderen Podcast gebracht, und Ehrlicherweise hat es mich ziemlich aufstoßen lassen.

Michael Fritz: Welches Beispiel?

Julius Bertram: Das NGO‘s mit einem Negativbild werben. Spenden einsammeln, also das quasi ein Triggerpunkt gesetzt wird, der auf Mitleid setzt und nicht auf Empowerment?

Michael Fritz: Korrekt.

Julius Bertram: Und ich hatte ja vorhin ein bisschen Zeit im Auto, als ich hergefahren bin. Ich fahre im übrigen mit dem Auto, weil ich so viel Technik mit mir rumschleppe, sonst hätte ich die Bahn genommen.

Michael Fritz: Natürlich. Es wäre überhaupt nicht gegangen

Julius Bertram: Ne ehrlich jetzt. Wie soll ich das mit den Stativen machen?

Michael Fritz: Gibt bestimmt eine Möglichkeit.

Julius Bertram: Ja, okay, ich denk drüber nach, ich nehme es mit. Ist okay. Nimmst du auch immer eine kleine Rolle von eurem Goldeimer mit?

Michael Fritz: Nein, das ist auch. Ich glaube nicht, dass der Fehler bei dir liegt, am Individualverkehr, sondern das System ist einfach darauf ausgelegt, dass Autos immer noch eine sehr komfortable Lösung für dich offerieren und so. Aber warte mal. Die Frage.

Julius Bertram: Meine Frage ist, warum ich?

Michael Fritz: Deine Frage, was hat dich getriggert?

Julius Bertram: Mich hat es richtig getriggert? Weil das trifft bei mir einen Punkt, weil ich mir denke, ja, es wäre viel besser, mit einem positiven Bild zu werben, aber die Leute, die spenden sollen, bei denen zündet es halt einfach nicht durch. Und das hat mich getriggert, dass ich im Auto saß und mir dachte, man, wenn ich jetzt die Welthungerhilfe wäre, wie würde ich es machen? Und ich meine, machen wir uns nichts vor! Aufgrund ihres riesengroßen Overheads sind die einfach schlicht auf massive Spendeneinnahmen angewiesen. Die können gar nicht anders. Die müssen ja ihre gesamten Systeme. Müssten die umdenken, und jetzt dir vor, die würden ihre Bildsprache ändern. Ich weiß nicht, hälst du es für möglich, dass sie eine andere Bildsprache haben.

Michael Fritz: Ja, ich glaube, dass das Bild sich auf jeden Fall verändern wird und muss, weil letztendlich ist es ein Quanten Schiss in der Geschichte, wenn du die Anguckst. Entwicklungshilfe sage ich jetzt bewusst und nicht Zusammenarbeit wurde in den 50er Jahren irgendwann gestartet, und eine der Kritiken ist ja, dass es eine Fortführung des Kolonialismus ist, also eine Fortführung der Strukturen etc., und dass auf der einen Seite irgendwie ein dreckiger Businessdeal gemacht wird, und dann noch ein bisschen NGO, Entwicklungshilfe, sag ich jetzt wieder bewusst, es muss sich verändern, dass wir ein anderes Verständnis haben vom afrikanischen Kontinent und ein anderes Bild zeigen als NGO. Ich weiß, dass es diese Studien gibt, dass tiefenpsychologisch, wenn du in Marzahn ein Bild zeigst vom empowerten afrikanischen Kind, dass sie sagen, und das ist schöne Bildsprache, dem geht es doch besser wie uns, so quasi plakativ gesagt, ich, ich glaube auch, Charity ist am Ende nicht, das ist genauso, wie dein Individualverkehr so ein bisschen Ibuprofen es ist nicht die Ursache am Ende, die Ursachen sind große wirtschaftliche Organismen. Ja, das sind von letztendlich wahrscheinlich die komplette Aktienwelt, die du nehmen müsstest und in Gemeinwohlökonomie umwandeln müsstest. Es kann einfach nicht sein, dass die so viele Menschen, so viel Geld haben wie die. Also, ich glaube, ich weiß nicht die Zahl, aber es sind unter 100 Menschen, die genauso viel haben wie die Hälfte der Weltbevölkerung. Ey what the fuck, also wer da kein Fehler im System findet, so, und dann kannst du halt natürlich hier ein bisschen charity da machen, bisschen blablabla, car sharing und so weiter. Aber das löst halt nicht die fundamentalen Fehler in den, in den Denkstrukturen, die wir haben, und da darf man auch nicht so hart sein mit den Menschen, weil ganz viele der der Narrative, der Strukturen, der der Arten und weisen, wie wir denken, handeln, wirken und so weiter, beruht auf sehr alten Strukturen, oder nicht mal auch geschichtlich betrachtet, nicht mal alt. Ich mein Bildungssystem Deutschland 1870 Bismark, das wirkt jetzt 160 Jahre, aber was sind 160 Jahre in der Entwicklung der Menschheit, nichts! Nur durch den exponentiellen transformatorischen blablabla können wir andere Buzzword sagen, Veränderungen, die gerade auf der Welt passiert? Ich meine, alle Denkstrukturen, über die wir sprechen, quasi in der Fehlerkette. Die sind entwickelt worden ohne Internet, ohne Smartphone. What the fuck KI wird in den nächsten zwei Jahren alles an Jobs meiner Freundeskreise nicht rasieren, aber komplett maximal verändern. Glaubst du, du, brauchst du irgendwie einen Illustrator, der einfach so? Nein!

Julius Bertram: Das kennst du Julia Freudenberg von der Hacker School, die sagt, dass 70 Prozent aller Jobs, die unsere Kinder haben werden, heute noch nicht bekannt sind.

Michael Fritz: Safe, sie müssen sich weiterentwickeln, weil sie auf einer ganz anderen technischen knowledge, und deswegen brauchst du auch nicht aus meiner Sicht jetzt nochmal Physikunterricht sowie, wie ich ihn hatte, sondern du brauchst vor allem Empathie, und dann brauchst du Technik auf einem ganz anderen Level, etc. pp.

Julius Bertram: Lösungskompetenz.

Michael Fritz: Lösungskompetenz.

Julius Bertram: Wann hast du das letzte mal so ein richtigen fuck up gehabt?

Michael Fritz: Äh, also, ich hab viele fuck up‘s, ähm, fuck up‘s sind auch gut, weil sie dich daran erinnern, dass du Demut haben sollst und dass das meiste, wenn du halt good up‘s oder was ist, das Gegenteil von good up‘s, dass das halt im Lotto ist und dass es halt nicht immer so normal ist, dass alles erfolgreich ist, und auch die Viva con Agua Geschichte. Ich wäre einfach nur ein Arschloch wenn ich sagen würde, das kann jeder machen, nein, das kann nicht jeder machen! Das war ganz viel Glück und ganz viel Zufall und ganz viel Privilegien und ganz viel blablabla und so, dass uns ein Bela B von Anfang an unterstützt hat oder ein Fettes Brot. Das passiert einer NGO nicht einfach so, sondern es passiert, weil Benny beim FC Pauli Fußball gespielt hat, und der ist halt in Honigtopf gefallen als Kind, weil er halt einfach Fußball spielen konnte wie halt einfach jemand, der dann halt Fußballprofi wird und dazu noch sehr gut aussieht, was auch hilft, muss man auch. Das sind Dinge, die man besprechen muss, guck mal in der, in der, in der Business Welt sind die meistens CEO‘s, Andreas und Michael, ja, ich heiße Michael Fritz, was mich dazu mitunter auch gebracht hat, irgendwann mal jeglichen Vorstand und what ever abzugeben, weil es kann nicht sein. Und zweitens sind die meisten großen Männer und so, weil man den eher Kompetenzen und so, auch einen schönen Menschen etc., da kommen psychologische Sachen mit so und das alles nicht anzusprechen, wäre halt auch nicht wirklich ehrlich, und deswegen kannst du so. Deswegen ist es für mich halt auch wichtig, bei so fuck ups, was sind unsere fuck up‘s, dass wir irgendwie ein Projekt mal nicht finanziert bekommen? Ich, mein, richtiges fuck up ist, kein Wasser, habe kein Klo zum Scheißen zu haben, das sind fuck up‘s. Also klar, wenn du natürlich, wie du hast, ja vorher ein paar afrikanische Länder durchlesen, dann hast du andere fuck up‘s gesehen, und dann machst du dir nicht so über die Fuck up‘s vielleicht hier in Hamburg Willemsburg so viele Gedanken.

Julius Bertram: Hm!

Michael Fritz: Ja.

Julius Bertram: Was glaubst du, wo das herkommt, dass dieses Thema so bei dir zündet? Und damit meine ich nicht das Thema Scheiße oder das Thema Wasser oder sondern dieses, ich möchte eigentlich nicht, dass dieser Planet ein besserer wird. Ich möchte mich für etwas Gutes einsetzen. Ich möchte was erinnern, weil da ganz, ganz deine ganze Energie, die könntest du ja genauso gut bei Procter & Gamble einsetzen, die beschäftigen sich auch mit Scheiße.

Michael Fritz: Auf gar keinen Fall. Ja, ich bin nicht resozialisierbar für eine klassische Businesswelt. Das habe ich gemerkt, und deswegen genau. Mein Vater ist halt auf jeden Fall idealistisch, und meine Mutter hat sich auch immer sehr sozial engagiert in ihrem Umfeld, und dadurch, glaube ich, so ein bisschen da, und dann ganz ehrlich, das war ja auch keine bewusste Entscheidung. Das ist ja auch immer so, wenn Leute sagen, du opferst dein Leben auf, halt die Fresse alle ganz ehrlich, so ein geiles Leben! Ich bin die Person mit Benny, die am meisten von mir über Viva con Agua profitiert hat, und das sage ich in dem wissen, was es bedeutet, Zugang zu sauberem Trinkwasser zu haben, und so, weil ich so viel alles, was ich bin. Deswegen ist es, es ist für mich gar nicht mehr trennbar, was es auch schwierig macht, weil du halt nicht dieses manche haben das bei uns ich definitiv nicht dieses Detachement hast, also das auch manchmal das als Job einfach zu sehen, durch die Kinder verändert es sich nochmal so, weil du weißt, okay, letztendlich, Kinder nochmal deutlich wichtiger, und trotzdem ist dann halt habe ich halt drei Kinder, tja.

Julius Bertram: Also, es ist ja immer super easy, über die ganzen Erfolgsgeschichten zu reden, und jetzt ist es aber auch so, dass du das, ich weiß nicht, ob die Zahl stimmt. Ich hab das halt so mitgenommen, dass ihr zwei Dinge, von denen ihr fest überzeugt wart, in den Sand gesetzt habe. Wahrscheinlich habt ihr noch mehrere Sachen in Sand gesetzt, aber es war einmal die Marketingagentur.

Michael Fritz: Korrekt, schlechtes Management.

Julius Bertram: Okay, müssen wir aber ein bisschen tiefer einsteigen, und das zweite, das hast du nicht benannt, so.

Michael Fritz: Also, wir haben natürlich so ein paar, also Viva con Agua gab's, gibt's auch noch formal, juristisch in Spanien, Kalifornien, Mosambik so halb in der Gründung, Holland haben wir gerade eingeschläfert. Ähm, also da zum Beispiel, die Gründung haben wir nicht sauber begleitet und so weiter.

Julius Bertram: Wie meinst du das?

Michael Fritz: Naja, im Sinne von, bei Holland, also ganz unterschiedlich. Bei Spanien war es, dass der Gründer Björn, damals natürlich einen ganz anderen Lebensabschnitt mit zwei Kindern etc. hatte ehrenamtlich. Dann gab's keine Pfandbecher, dann gab es kein social business, wie das Wasser, das heißt, nicht so viel Möglichkeiten und dann aber auch nicht so viel klare Führung, Struktur, Zuarbeit von uns hatte. Bei Holland Viva con Agua Netherlands hätten wir wahrscheinlich früher investieren müssen und Mitarbeiterin Position kreieren müssen, um das in eine Stabilität zu bringen. Bei Kalifornien kam Corona so Seitdem ist nichts passiert, weil klar also, wir, meine Frau und ich, haben da drüben, sind ausgewandert dort hin und haben dort gelebt und war dann kein dran denken mehr nach. Also in Corona hatten wir andere Probleme, da ist Viva con Agua komplett, einmal on the stakes gewesen, weil wir wussten, eine Millionen Pfandbecher werden uns fehlen bei 6 Millionen Umsatz oder so, ist einfach sehr gravierend gewesen. Also, weil wir wussten im März, dass keine Festivals, es gibt, keine Tourneen etc., und dann wusstest: Apropo Business, du weißt, du machst ja eine Vorrechnung. Als NGO planst du ja auch so, wie viel Mitarbeiterinnen, wie viel Geld müssen wir jeden Monat einnehmen, um die Mitarbeiterinnen zu bezahlen, wie viel Geld müssen wir einnehmen um unsere Projekte Commitment. Wir geben im Jahr dreieinhalb, 4 Millionen in Wasserprojekte. Da geben wir ein Commitment ab, dass da rechnen, Partner, da rechnen Menschen mit, dass sie das, dass die Wasserprojekte umgesetzt werden, abseits davon, dass die Spenderinnen natürlich das auch wollen. Jetzt also so deswegen, da gab es natürlich schon in Anführungszeichen fuck up‘s oder Projekte, die wir in den Sand gesetzt haben. Ich müsste noch weiter überlegen. Da gab es bestimmt noch einige andere, die genau, wie du sagst, ist ja am Ende so, all das, was erfolgreich ist, sieht man jetzt, weil es jetzt da ist, und das, was nicht erfolgreich ist, sieht man ja nicht.

Julius Bertram: Nur, die Leute, die uns zuhören, die hören das ja unter Umständen auch deswegen, weil sie sich für social entrepreneurship interessieren, und erfahrungsgemäß ist es ist immer ganz cool zu hören von den Erfolgen und wie Leute da hingekommen sind, und auch zu hören. Ja, so eine Sache wie du musst halt viel, du musst viele Dinge anfangen, damit sich das dann auch irgendwann auszahlt. Das ist, das finde ich, auch alles, total wichtig. Nur, was eben dazugehört, und das wissen wir beide, glaube ich, ganz gut, ist, dass du mit Niederlagen irgendwie umgehst und deswegen nochmal trotzdem nachgefragt. Dieses Ding VC:X habt ihr irgendwie in Sand gesetzt. Ich fand es auf jeden Fall spannend, weil ich den Grundgedanken total nachvollziehbar finde.

Michael Fritz: Total nachvollziehbar.

Julius Bertram: Mega Smart! Also, die Idee ist, ihr gründet eine Agentur. Diese Agentur macht Umsatz. Das, was hinter hängen bleibt, geht zurück, zu Viva con Agua. Halt Mega Smart, weil überall wird Marketing gemacht. Selbsterklärend.

Michael Fritz: Korrekt.

Julius Bertram: Also, warum nicht

Michael Fritz: Jung von Matt in Sozial

Julius Bertram: Und warum nicht. Warum hat es nicht gezündet?

Michael Fritz: Letztendlich also Tobi, einer meiner besten Freunde und auch von Benny, mit dem wir aufgewachsen sind, der hat uns sehr rigoros auch im Vorfeld gesagt, und wir haben nicht sauber gehört, weil letztendlich waren es Managementfehler. Wir haben es einfach nicht sauber eingebettet in den Kosmos, bedeutet interne Struktur erst mal alle Leute abholen. Warum gründen wir diese Agentur? Wer gründet die Agentur? Wie holen wir da Kunden ran? Welche Kunden holen wir da ran? Hat der Kunde immer was mit Viva con Agua zu tun, oder kann es auch? Kann es schnell Shell sein oder so? Und wenn Shell, ist es nicht besser, quasi Shell bucht uns, weil dann geht was in was Soziales, als sie buchen, irgendwie eine Agentur, die börsennotiert ist, oder, oder also so, da geht noch mal ganz andere Fragen. Da geht das kommerzielle Geschäft nochmal anders auf, auch anders auf wie beim Wasser, weil zum Beispiel beim Wasser ist es relativ, kauf unser Wasser, relativ scheiß egal. Also, wir würden jetzt nicht proaktiv auf Shell zugehen, aber natürlich gibt es an irgendwelchen Tankstellen auch unser Wasser so. Deswegen also dünnes Eis nochmal auf einem anderen Level. Und dann gab es sicherlich auch noch die Problematik, dass du irgendwann hättest Geld investieren müssen, um die Agentur aufzubauen für Personal, weil du kannst nicht. Wir hatten eine echt krasse. Also ich glaube, wir haben in der NBA unterschrieben, aber die Firma gibt's ja nicht mehr. Ich weiß es nicht, ob man das jetzt sagen kann, aber wir hatten echt ganz interessante Kunden schon, auch auf einer sehr krediblen Ebene, die gesagt haben, sie wollen unbedingt zu uns, weil sie finden das Geil, dass wir das machen, und wir haben das letztendlich dann einfach nicht sauber gemanagt. Auf dem gewissen Level darfst du operativ eigentlich gar nicht mehr tätig sein, hat einem gewissen so, sondern solltest dich auf ganz wenige pointierte Sachen konzentrieren und fokussieren. Und das ist ein Problem, glaube ich, bei ganz vielen Gründer*innen, weil du musst da verstehen, dass du nicht alles besser weißt. Du musst bessere Leute einstellen wie dich selber.

Julius Bertram: Ist eine Weisheit. Die ist mindestens zehn Jahre alt kommt von Guy Kawasaki. Ich weiß nicht, ob man den so Ausspricht, wird G-U-Y. Der hat gesagt: „B-Players they will hire C-Players and thes will hire D-Players“, also genau dieser Ansatz. Wenn du Leute einstellst, die schlechter sind als du selber, dann werden die sich immer weiter downgraden, und du musst Leute einstellen, die besser sind als du, weil es sonst gar keine Punkte bringt.

Michael Fritz: Genau, und das Problem ist aber natürlich, auf dem Arbeitsmarkt Leute zu finden, die ist nicht so schwierig, die besser sind wie ich und so. Nein, aber das ist jetzt schon gar nicht so einfach, weil du musst bedenken, ich verdienen 5000€ Brutto, ich könnte auch mehr verdienen. Bisschen bei Viva, da ist schon noch Spielraum, ich brauch nicht so viel und verdienen auch, mach Vorträge, und dies das und so kann auch ein bisschen das aufpeppen. Warum ich das sage, ist, es gibt diesen krassen taptalk, und da ist schon noch, und es ist sehr, sehr dünnes Eis. Weil, es gibt ganz viele im sozialen, die verdienen 2000 €. Also, ich war selber Sanitäter, ich habe für 5/6€ oder 6 Mark weiß, diese 6€ muss es gewesen sein, in Hamburg auch Sanitätsdienst, geshoppt und so, also ich, ich weiß, was ein Polizist verdient, ich weiß, was ein Rettungssanitäter verdient, ich weiß, was Krankenhelferin verdient und so weiter, und dafür verdiene ich ein vielfaches. Das heißt, ich will mich nicht damit vergleichen, und trotzdem muss man es ansprechen in dieser sozio ökologischen Welt, dass, wenn du ein Harvard Absolventen hast, dann hat der 200.000 € Einstiegsgehalt plus Minus, kann auch mal nach oben gehen, nach unten, selbst wenn die Hälfte spendet, hat er abzüglich der Steuern immer noch mehr wie ich, und das ist bullshit. Das kann nicht sein, und das ist mit scheiße Geld verdienen, so, und da geht es mir gar nicht. Also, da gehts mir gar nicht innerhalb des sozialen Systems, sondern es ist einfach in Deutschland immer noch und auch weltweit einfach viel leichter, mit scheiße Geld zu verdienen als mit was gutem. So, und es ist, und dadurch ist es auch manchmal für Leute, du kriegst halt manche, viele meiner Freunde, die dann CMO bei einer großen Firma sind, die verdienen halt 15, 16, 17 Scheine. Das ist halt, und die mal sagen, willst du nicht Marketing bei uns machen müsstest nur also die Hälfte schon mindestens runter, wenn nicht noch ein bisschen mehr, ja nee, dann ist es halt so die Hälfte runter von einem Gehalt. Das ist, könntest du jetzt auch nicht, einfach weil du drei Kinder hast, nicht, dass du das gleiche verdienst wie die, aber die Hälfte von dem Gehalt, an das man sich gewöhnt hat, und so weiter, und ich glaube da brauchen wir einfach noch mal ein ganz anderes Verständnis und auch Narrative, mit was man eigentlich Geld verdienen darf, was Geld bedeutet und welchen Zielen wir da auch als Gesellschaft und als Individuum hinterherrennen.

Julius Bertram: Ja, also mit Blick auf die Zeit. Wir bringen das jetzt zum Ende, und zwar mit folgender Frage: du hast gesagt, ihr habt eine gute Feedback Kultur, und das fordere ich jetzt an der Stelle ein: dein Feedback, und zwar in maximal zwei Sätzen.

Michael Fritz: Ähm, ich hab dich als sehr sympathisch, auch empathisch wahrgenommen, sehr gut vorbereitet, ähm, schnell aufgebaut, das mag ich, weil ich mag es nicht, wenn dann auch bei unserem water is a human right shooting, ich achte voll, dass es zehn Minuten aufbaut, zack fertig, bei dir waren es eher drei Minuten das macht es, sehr, sehr einfach, bisschen zu ehrfürchtig, fast schon, also so ein bisschen zu arg Schleimerei, so als wäre ich so ein geiler Typ und so weiter. Und die Wirklichkeit bin ich halt auch nur einfach ein privilegierter Trottel, glaube ich, ist okay, weil bei ganz vielen narzistische Persönlichkeiten hilft es super, bei mir, hätte es auch ein bisschen weniger getan und sonst erschreckend. Also mich selbst reflektierent, dass man dann einfach aufpassen muss, wenn man die ganze Zeit Podcast gibt, dass ja Leute das alles hören können und dann sich so krasses Bild von einem machen, ähm, und auch da glaube ich das jetzt dann Selbstreflexion, dass man dann natürlich auch aufpassen muss. Deswegen ganz genau, deswegen sage ich auch Trottel so ganz bewusst, um mich da selber im auf zu geben, ein bisschen runterzufahren und nicht so wichtig zu nehmen, damit das, wenn das Leute nämlich machen, irgendwann fliegt man halt sonst von diesem Sockel und so weiter, und ich habe gar keinen Bock, auf irgendeinen Sockel zu sein oder von irgendeinem Sockel zu fliegen oder so weiter.

Julius Bertram: Danke gerne. Letzte Frage an dich. Mit welchem Song willst du den Podcast beenden?

Michael Fritz: Ähm, Dorfkinder von Finnel, und da gibt es eine Geile Line. „Wir sind alle Dorfkinder! Scheiß auf eure Stadt, Louis V ist geil, wenn man sonst nichts anderes hat!“ Die finde ich so geil! Die Line, weil, da musste ich sehr drüber nachdenken, dank meiner Tochter, weil sie den so feiert. Okay, gibt gleich Abendessen! Ähm!

Julius Bertram: Sie bestimmt das Ende, aber wir haben das gut eingeleitet. Danke dir für deine Zeit gerne.

Intro/Outro: Goodcast, der Podcast, der wird präsentiert von Viva Equality? Mit freundlicher Unterstützung von MAKIKO.

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